Antonias Welt


Originaltitel: Antonia's Line

Belgien/ Großbritannien/ Niederlande, 1995

Regie: Marleen Gorris

Drehbuch: Marleen Gorris

Kamera: Willy Stassen

Musik: Ilona Seckaz

Darsteller: Willeke van Ammelrooy, Els Dottermans, Veerle van Overloop, Tyhrza Ravesteijn, Mil Seghers

Produktion: Hans De Weers

Länge: 93 Minuten, Spielfilm Farbe, dtF

Auszeichnungen: Oscar 1996, Bester fremdsprachiger Film

BJF/KJF-Empfehlung: ab 14 Jahren, FSK: ab 12


Antonia, eine gestandene und resolute Mittvierzigerin, kehrt 1945, nach der Befreiung, in ihr holländisches Heimatdorf zurück, um ihre Mutter zu beerdigen und um zusammen mit ihrer Tochter Danielle den elterlichen Bauernhof zu bewirtschaften. Bald entwickelt sich Antonias Anwesen zu einer Anlaufstelle für Außenseiter. Die behinderte Deedee findet bei Antonia ebenso Aufnahme wie der Dorftrottel Lippen Willem oder der einsame Krummfinger. Als Danielle sich ein Kind wünscht, sich aber nicht an einen Ehemann binden will, findet sie tatkräftige Unterstützung bei ihrer Mutter. Sie besorgt der Tochter einen Mann, der es nur auf ein "One-Night-Stand" abgesehen hat. Die Trennung von Sexualität (zwecks Fortpflanzung) und Liebe (zu einem Jugendfreund) findet sich auch bei Danielles Tochter Therese: Mit Sarah wächst die vierte vaterlose Generation auf Antonias Hof auf, der deshalb aber keineswegs männerlos ist. Fast neunzigjährig spürt Antonia, daß es mit ihr langsam zu Ende geht. Stolz blickt sie auf ein erfülltes und selbstbestimmtes Leben zurück ...


"Kraftvolle, vitale Familiensaga über vier Generationen, die Geschichte einer unabhängigen Frauendynastie, mythische Utopie und provozierendes Gegenbild in einem. Durch den märchenhaft-erzählerischen Charakter werden wichtige Grundanliegen der Emanzipationsbewegung anschaulich ins Gedächtnis gerufen."

(Lexikon des Internationalen Films)


"Die Frauen in Antonias Welt sind Meisterinnen ihrer eigenen Geschichte und schreiben deshalb auch Geschichte. Hier regiert der unerbittliche Lauf der Zeit, der nicht aufzuhalten ist, die ewige Wiederkehr der Jahreszeiten, die Erneuerung des Lebens in der Natur wie in den Menschenleben durch Geburt und Tod. Diese Gewißheit und das Vertrauen in die ständige Veränderung sind fest in Antonia verankert. Auch sie hat Zeit, weil sie weiß, daß sich Generationen aufbauen müssen (und daß eine Frauenbewegung allein nicht ausreicht), um eine neue Welt zu erschaffen."

(Marli Feldvoß, epd Film 9/ 96)


Weitere Pressezitate:

„Ein versöhnlicher, lebenswarmer und hoffnungsvoller Film, für den Gorris Bilder von bizarrer Poesie findet, in denen steinerne Engel mit den Flügeln schlagen und Tote singen. Kraftvoll, empfindsam und filmisch aufregend feiert Antonias Welt das Leben: ein Glücksmoment des Kinos.“

(Cinema 9/96)


Marleen Gorris hat 1996 für Antonias Welt als erste Frau den Oscar für den Besten fremdsprachigen Film erhalten.